Erkenne warum Luxus nichts mit finanzieller Freiheit zu tun hat, was Lifestyle-Inflation bedeutet und nach welchem Lebensmotto du es wirklich schaffen kannst.
Eine spannende Frage
Im Frühling war ich an einem Networkevent für Frauen und ich kam in den Genuss mich kurz mit einer Unternehmerin über finanzielle Freiheit zu unterhalten. Sie kam voller Freude auf mich zu und sagte, dass sie mich und meinen Blog kenne und mir deshalb gerne eine Frage stellen möchte: «Wenn du dich jetzt für ein neues Lebensmotto entscheiden müsstest, welches dieser beiden wäre das:
Mehr finanzielle Freiheit weniger Luxus oder weniger finanzielle Freiheit mehr Luxus?»
Ich zögerte kurz und antwortete dann: «Ich würde eine Mischvariante bevorzugen aus mehr finanzielle Freiheit mehr Luxus. Wer finanziell frei ist kann sich mehr Luxus leisten, das ist für mich eine logische Konsequenz». «Das geht leider nicht» sagte sie und verabschiedete sich mit einem Lächeln. «Denke darüber nach und melde dich bei mir, sobald du dich für ein Motto entschieden hast».
Wer finanziell frei ist gönnt sich kein Luxus?
Na toll, dachte ich mir und ging nach Hause um mir die beiden Sätze nochmals durch den Kopf gehen zu lassen.
Macht es für dich Sinn, dass jemand, der finanziell frei ist sich keinerlei Luxus gönnt? Nicht wirklich oder? Wir denken doch immerzu daran, dass diejenigen, die viel Geld haben sich auch mehr leisten können und umgekehrt! Ja was jetzt? Ich hatte tausend Gedanken im Kopf und entschied mich schliesslich mir zu beiden Mottos ein paar Notizen zu machen:
Notiz 1: Motto «weniger finanzielle Freiheit mehr Luxus»
Zugegeben ich kenne viele Beispiele aus meinem Umfeld, die genau nach dem Motto «weniger finanzielle Freiheit mehr Luxus» leben. Sie zehren von einem mikrigen Jahreseinkommen, gehen jede Mittagspause im Restaurant essen und fahren protzige Autos, die sie sich natürlich nur mittels einem Leasing leisten können.
Zugegeben, ich habe auch jahrelang einen teuren Audi S3 gefahren. Das war mein Luxus. Aber du kannst dir sicher vorstellen, welche Spuren dieser Wagen wortwörtlich in meinem Haushaltsbudget hinterlassen hat.
Notiz 2: Motto «mehr finanzielle Freiheit weniger Luxus»
Wie lebt wohl jemand, der nach dem Motto «Mehr finanzielle Freiheit weniger Luxus» lebt? Ich stelle mir eine Frau vor mit einem prall gefüllten Bankkonto, die in einer 2 Zimmer Wohnung lebt, kein Auto besitzt und zur Arbeit immer vorgekochtes Essen von Zuhause mitbringt.
Jetzt mal ehrlich, wer soll das glauben? Welche Frau – gilt auch für den Mann! – würde so leben, wenn sie sich doch so viel leisten könnte? Man gönnt sich doch sonst nichts im Leben, also warum sollte die Frau nicht eine grössere Wohnung haben, ein teures Auto fahren und ihr Mittagessen im Restaurant geniessen?
Was Normalverdiener von finanzieller Freiheit abhält:
Und genau so (natürlich etwas professioneller formuliert) schilderte ich meine Eindrücke der Unternehmerin in einer kurzen E-Mail und sie antwortete prompt:
«Das Problem bei den meisten Normalverdienern ist, dass sie zwar irgendwann finanziell frei werden wollen, gleichzeitig aber nicht gewillt sind ihren bisherigen Lebensstandard zu senken.
Dieses Zitat von Alexander v. Humbold trifft es sehr gut:
Wohlstand ist, wenn man mit Geld, das man nicht hat, Dinge kauft, die man nicht braucht, um damit Leute zu beeindrucken, die man nicht mag.
Wie du sagtest Corinne, du könntest dir heute ein wesentlich teureres Auto leisten als früher aber du tust es einfach nicht. Dies ist eine der besten Voraussetzungen, wenn du finanziell frei werden willst.»
Das Phänomen Lifestyle-Inflation
Die Unternehmerin führte weiter aus: «Es ist ein Fehler zu denken, dass ein höheres Salär dazu beiträgt schneller finanziell frei zu werden. Es hilft nur, wenn dabei auch die Fixkosten gleich wie zuvor bleiben oder sich sogar verringern. Das ist genau der Punkt, bei dem auch das Hamsterrad beginnt: Wir erhalten eine Lohnerhöhung und gleichzeitig heben wir unseren Lifestyle auf ein neues Level. Dieses Phänomen nennt sich Lifestyle-Inflation.
Wer finanziell frei werden will muss für eine Zeit nach dem Motto «mehr finanzielle Freiheit weniger Luxus» leben. Nur wenn du dein Salär nicht von Fixkosten auffressen lässt kannst du mehr sparen, mehr in Aktien anlegen und dein Geld entsprechend vermehren.»
Warum Lifestyle-Inflation finanzielle Freiheit verhindert
Senke deine Fixkosten um mehr Geld für anderes zu haben ist keine Neuheit. Was mich vielmehr an ihrer Aussage interessiert hat ist dieses Phänomen, dass sich Lifestyle-Inflation nennt. Ich wusste nämlich bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es ein Wort dafür gibt.
Lifestyle-Inflation betrifft jeden, egal ob reich oder arm. Es erklärt, warum ein Lotto-Millionär sein ganzes Geld innerhalb von wenigen Jahren ausgibt. Es erklärt auch, warum eine Normalverdiener Familie es nie in die finanzielle Freiheit schaffen wird, wenn sie mit jedem Kind noch mehr Fixkosten anhäuft (neues Auto, grösseres Haus etc.). Beides betrifft Lifestyle-Inflation.
Durch Lifestyle-Inflation steigen unsere Lebenshaltungskosten. Wer mehr verdient kann sich mehr leisten. Es ist ein nie endender Teufelskreis und so reitet man sich stetig weiter in ein finanzielles Dilemma. Unsere Gesellschaft ist getrieben vom Konsum. Konsum ist nicht immer nur gut und wie diverse Studien zeigen macht es uns nicht glücklicher wenn wir mehr Dinge besitzen und anschaffen.
Konsum ist eine kurzlebige Art um Glück zu finden. Langfristig aber führt dieser Konsum zu Lifestyle-Inflation, was wiederum deinen Traum von finanzieler Freiheit killt.
Wie ich mit Lifestyle-Inflation umgehe
Mein Einkommen ist in den letzten 5 Jahren um 45% gestiegen, was ich unter anderem meinem Studium sowie einem Branchenwechsel zu verdanken habe. Und trotzdem habe ich mich letztes Jahr bewusst entschieden mir nicht mehr zu leisten, als ich es bis dahin tat.
Mein Mann und ich sind sogar in eine günstigere Wohnung umgezogen und ich habe meinen Audi gegen einen Seat eingetauscht, worüber sich mein Geldbeutel enorm gefreut hat. Ich könnte mir heute einen Porsche leisten aber ich tue es einfach nicht. Spannend, was Geldmanagement mit einem so anstellt, nicht? 😊
Seitdem ich damit angefangen habe meine Fixkosten zu optimieren habe ich noch etwas anderes bemerkt in Bezug auf meinen Konsum: Stell dir mal vor du gehst in einen Designerladen und weisst genau, dass du dir sofort einige tolle Dinge kaufen könntest aber du tust es einfach nicht. Wie fühlst du dich, nachdem du den Laden verlassen hast?
Mache diesen Selbstversuch und ich verspreche dir, du wirst dich wundern, welches Gefühl dies in dir auslöst. Wenn ich heute einen Laden verlasse ohne etwas gekauft zu haben fühle ich mich erleichtert, glücklich und irgendwie ein Stück zufriedener als ich es vor dem Eintreten war.
Was wahre finanzielle Freiheit für mich bedeutet
Lifestlye Inflation ist ernst zu nehmen und es bedarf ein bisschen Arbeit um dem zu entkommen. Ich möchte nicht länger der Lifestyle-Inflation zum Opfer fallen und habe deshalb erste Massnahmen ergriffen (heute Seat früher Audi). Wie steht es mit dir?
Auf lange Sicht ist es natürlich keine Option nie wieder etwas zu kaufen. Mein Seat ist sehr luxuriös und ich habe an nichts gespart (Ledersportsitze, Panoramadach, schwarz-matt Speziallackierung) und doch kostet mich dieses Auto 3x weniger wie mein Audi. Logisch, schnelle Überholmanöver wie ich sie mit meinem Audi S3 machen konnte gehören der Vergangenheit an. Dafür staune ich ab der tiefen Versicherungsrechnung und Fahrten zur Tanksäule sind seltener geworden.
Um auf den Designerladen zurückzukommen: Ich sag’s dir, ein teures Geschäft zu verlassen ohne etwas gekauft zu haben ist ein echt geiles Gefühl! 😊
Mein persönliches Fazit: Viel Geld zu haben und trotzdem wenig auszugeben, DAS ist für mich finanzielle Freiheit und Glück pur.
Wie du es schaffst finanziell frei zu werden
Wer seinen Lifestyle ständig seinem Einkommen anpasst wird nie finanziell frei sein. In einem ersten Schritt hilft es sicherlich mehr zu sparen als auszugeben (wow! was für eine Neuheit!) 😉
Vielleicht findest du gefallen an der Lebensweise der Frugalisten? Wer frugal lebt strebt eine frühe finanzielle Unabhängigkeit an und richtet sein Leben nach einem frugalen (einfachen, bescheidenen) Lebensstil aus. Mehr zu diesem Thema kannst du hier lesen.
Ich kann dem Frugalismus viel Gutes abgewinnen und doch ist diese Lebensweise zu extrem für mich. Wie du in meinem Beispiel mit dem Auto lesen konntest habe ich ganz wenige Fixkosten nicht reduziert, sondern einfach optimiert. Ich habe zudem neue Einkommensmöglichkeiten, neben meiner Anstellung und der Selbstständigkeit, erschaffen.
Ich bin überzeugt, dass du auch ohne Frugalismus finanziell frei werden kannst, nämlich mit folgenden Ansätzen:
- Konsumiere materielle Dinge, die dich im Leben nicht weiterbringen nur in Massen (z.B. teure Kleidung, Schmuck und andere Statussymbole)
- Investiere in dich selbst: Mache eine Weiterbildung oder lerne etwas, dass dich persönlich bereichert und deinen Marktwert steigert. Lerne eine neue Sprache, Programmieren oder wage den Quereinstieg in eine Branche, die dich schon lange fasziniert.
- Spare Geld aber lass es nicht auf deinem Konto liegen. Investiere es am Kapitalmarkt in Aktien, ETF’s, Immobilien u.v.m.
Der Schlüssel liegt darin, mit steigendem Einkommen seine Lifestylekosten beizubehalten und eben nicht gleichzeitig zu erhöhen, wie dies 95% aller Menschen tun.
Wozu Statussymbole?
Löse dich von dem Wunsch einen höheren Status in der Gesellschaft zu bekommen, nur weil du einen gewissen Lifestyle lebst und dir teure Dinge kaufst.
Denke an das Zitat:
Wohlstand ist, wenn man mit Geld, das man nicht hat, Dinge kauft, die man nicht braucht, um damit Leute zu beeindrucken, die man nicht mag.
Du brauchst niemanden zu beeindrucken und es ist lächerlich, wenn du glaubst, deine Freunde mit Statussymbolen beeindrucken zu müssen.
Dies gilt übrigens auch für Geschäftspartner. Denkst du meine Kundinnen sind beeindruckt wenn sie mich in einem teuren Auto herumfahren sehen? Wohl eher das Gegenteil! Damit erwecke ich den Eindruck, dass sie zu viel für meine Dienstleistung bezahlen. Ausserdem würde ein teures Auto meiner Mission schaden, denn dies wäre alles andere als «klug mit Geld». 😉
Leuten, die mit Statussymbolen protzen solltest du gekonnt aus dem Weg gehen. Wenn deine Freunde darauf Wert legen ist es an der Zeit sich einen neuen Freundeskreis zu suchen.
Dein neues Motto für den Weg zur finanziellen Freiheit
Du willst es schaffen finanziell frei zu werden? Dann befolge den Rat der Unternehmerin und lebe nach dem Motto «mehr finanzielle Freiheit weniger Luxus».
Auch ich passe mein Leben diesem Motto jeden Tag ein Stück weit an und ich bereue es keine Sekunde. Wie gesagt, es fühlt sich wirklich toll an viel Geld zu haben und wenig auszugeben.
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute auf deinem Weg in die finanzielle Freiheit.
Deine Corinne